Workation – Der Sommertrend 2022

    Ein Trend erfasst die Arbeitswelt – auch in unserer Region

    Viele Unternehmen – auch in der Nordwestschweiz beziehungsweise in der Region Basel setzen immer häufiger auf die kreative Wirkung eines vorübergehenden Arbeitsplatzes an einem Ort, wo andere in der Regel Urlaub machen.

    (Bilder: PEXELS) Viele träumen davon, Urlaub und Arbeit verbinden zu können. Das ist aber leichter gesagt als getan.

    Viele träumen davon, Urlaub und Arbeit verbinden zu können. Das ist aber leichter gesagt als getan. Selbstorganisation und Selbstverantwortung der teilnehmenden Personen ist Voraussetzung, damit das «Projekt Workation» auch wirklich funktioniert. Was hat es aber auf sich, dass ausgerechnet in diesem und letzten Jahr sich der Trend so stark entwickelt hat?

    Einerseits geht es vielen Arbeitgebenden darum, neue Impulse und Anreize zu schaffen. In der aktuellen Situation, wo sich viele um die Rekrutierung von Talenten balgen, sind Angebote wie Workation ein zusätzliches Argument. Junge Menschen wollen heute vor allem in ihrem beruflichen Schaffen Perspektiven und ein gutes Arbeitsumfeld mit einer vernünftigen Work-Life-Balance vorfinden. Dies sei, so sagen auch Trendforschende, meist sogar wichtiger als das Einkommen. Coole Büros haben nach den Erfahrungen mit der Corona-Zeit so oder so nicht mehr den gleichen Stellenwert. Das Zauberwort heisst Flexibilität: Die Aussicht auf Homeoffice oder gar auf Workation lockt gute junge Fachleute an. Manche vergleichen Workation mit dem sogenannten MICE-Tourismus. Es geht aber hierbei nicht darum, dass ganze Teams einige Tage für ein Seminar miteinander verreisen.

    Für einen kreativen Schub braucht es zuweilen einen Tapetenwechsel und gute «Vibes».

    Auch bei Workation heisst die Devise: Selbstdisziplin einhalten
    Wenn auch noch in den Kinderschuhen, so hat Workation in einigen Branchen in gewissem Sinne immer existiert. Sei es in der Reisebranche oder auch für Medienschaffende oder Event-Spezialistinnen und -Spezialisten. Auch Künstler/innen oder Autorinnen und Autoren kennen es: Für einen kreativen Schub braucht es zuweilen einen Tapetenwechsel und gute «Vibes». «Der entscheidende Faktor für das Gelingen von Workation ist, dass man sich weder ganz dem Urlaub noch vollkommen der Arbeit zuwendet und eine Selbstdisziplin an den Tag legt. Wichtig ist dabei, dass man sich gut organisiert», sagen beispielsweise die Mitarbeitenden der Basler Sportvermarktungsagentur Sportagon. Natürlich sei man oft unterwegs an attraktiven Orten oder arbeitet in schönen Stadien oder coolen Locations. Und man geniesst natürlich bei diesen Businessreisen auch die Vorzüge, die eine Destination zu bieten hat. Aber umso mehr sei Disziplin und ein businessähnlicher Tagesablauf elementar für das Erreichen der Ziele einer Workation.

    Herausforderungen bei der Vermischung von Arbeit und Urlaub
    In einem Blog bei tivian.com steht: «Neben allen Vorteilen stellt das Workation-Modell viele Unternehmen jedoch auch vor neue Herausforderungen. Nicht alle Arbeitgebenden – wie auch Arbeitnehmenden – mögen die Vermischung von Arbeit und Urlaub. Persönlich bedarf es einer gewissen Offenheit, sich auf Neues einzulassen. Für Mitarbeitende und Arbeitgeber, die besonderen Wert auf feste Strukturen legen, ist dieses Arbeitsmodell daher weniger attraktiv. Ausserdem wirft das neue Arbeitsmodell aber auch viele steuerliche sowie rechtliche Fragen auf, die im Arbeitsrecht noch nicht genau definiert wurden.» (Textpassage zitiert).

    Auch die schönste abgelegene Location ist je nachdem suboptimal wenn keine effiziente Arbeitsweise möglich ist.

    Experten, die sich mit diesem Thema intensiver auseinandersetzen schreiben, dass die Kommunikation vom Unternehmen zum Reisenden oft etwas langsamer sei als wenn alle Beteiligten vor Ort sind. Man darf sich also nichts vormachen. Für «Workation» muss man geschaffen sein, denn wie beim Homeoffice funktioniert Workation nur auf bestimmte Zeit. Und: Jede/r Einzelne braucht eine andere Umgebung, um effizient arbeiten zu können. So sagte der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann, der den heute so oft inflationär gebrauchten Begriff «New Work» bereits in den 1970er Jahren prägte, sinngemäss folgendes: Die Menschen in der Arbeitswelt der Zukunft müssten sich dort einrichten, wo sie am effizientesten sind und es ihnen rein ergonomisch und atmosphärisch passe.

    Viele Reiseveranstalter und Portale wie beispielsweise auch AirBnB haben sich auf den Trend gestürzt und bieten entsprechende Angebote an, die sich an Workation ausrichten. Wir haben einige Tipps herausgesucht, basierend auf die Quellen GQ und AirBnB:

    Der richtige Zeitpunkt:
    Man sollte eine Woche oder gewisse Tage planen, an welchen man nicht von morgens bis abends in Meetings sitzen und danach weitere fünf Stunden arbeiten muss. Man sollte ruhigere Wochen wählen, an welchen eine flexible Zeiteinteilung möglich ist.

    Der passende Ort und die passende Unterkunft:
    Auch die schönste abgelegene Location ist je nachdem suboptimal wenn online keine effiziente Arbeitsweise möglich ist. Fachleute für Arbeitsplatzergonomie sagen zudem: Ein kleines Hotelzimmer ist für längere Büroarbeiten ungeeignet. Am besten geeignet sind Ferienwohnungen mit mehreren Zimmern.

    Die Routine finden:
    Um die Freizeit «abzusichern», gehört zwingend die Etablierung einer Routine und die Unterteilung des Tages in Arbeitsstunden, Pausen und Freizeit. Noch wichtiger ist diese Planung, wenn grössere Zeitverschiebungen mit dem Headquarter zu berücksichtigen sind. Zur Etablierung der Routine gehören nicht nur die Arbeitszeiten, sondern auch der «etwas anders organisierte Start» in den Tag, die Einhaltung von Essenszeiten sowie ein gesunder Schlafrhythmus.

    JoW

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