«Wir erwarten eine weitere Zunahme von Unternehmensgründungen in allen Branchen»

    Neue Geschäftsmodelle und technologische Innovation als Hauptantrieb für die Startup-Szene Basel

    Auch wenn Lausanne und Zürich die Hochburgen der Schweizer Startup Szene bleiben, so holt Basel besonders im Bereich Innovation kräftig auf. Basel beheimatet viele Life Science Start ups. Es wird jedoch vermehrt festgestellt, dass viele «Innovationen mit sozialem Engagement» stark im Trend sind. Auch bei uns in der Region. Wie steht es mit der Innovationskraft im Jahre 2019?

    (Bild: Carolien Janssens) Den Innovationspreis 2018 gewann das Projekt «Yahyah» – Die ersten Modelle entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Unifair Schreinerei in Pratteln. Werkstattleiter Steffen Vocke erklärt dem jungen Mehari aus Eritrea den Zuschnitt der Beine.

    Es gibt in Basel viele Bestrebungen, innovative Startups zu unterstützen. So prämieren zum Beispiel die Basler Zünfte und Ehrengesellschaften mit dem Projekt «Innovation Basel» innovative Geschäftsideen. Voraussetzung für die Teilnahme: Die Idee muss einen Bezug zur Region Basel aufweisen. Das Engagement findet Anklang, das zeigen viele der spannenden Projekte der letzten Jahre. Zudem wächst auch die Gruppe der Partner. Neben dem Gewerbeverband Basel-Stadt, der Bürgergemeinde der Stadt Basel, der jobfactory und der GGG Basel ist auch die Christoph Merian Stiftung (CMS) mit dabei. Auch KTI, Venture Kick/Challenge, FHNW, BEKB und die Handelskammer BB sind aktive Unterstützer. Ebenso findet eine enge Zusammenarbeit mit der Startup Academy Basel statt. Das Grösste Startup Netzwerk in der Region unterstützt die Gewinner von «Innovation Basel» mit Begleitprogrammen im Wert von 12’000 Franken. Die Startup Academy wurde 2010 in Basel gegründet und hat sich am Picassoplatz 4 zur grössten Startup-Begleitorganisation im Raum Basel entwickelt. Basel ist der älteste Standort des gemeinnützigen Vereins Startup Academy Schweiz, der in der ganzen Schweiz Startups mit der Wirtschaft und den Hochschulen vernetzt.

    Beispiel für «Innovation meets Soziales Engagement» Gewonnen hatte den Innovationspreis 2018 beispielsweise das «Project Yahyah» vor den Ideen «popupflat» und «ICT Scouts/Campus». Der Publikumspreis – ein Coworking-Platz im Wert von 3500 Franken, ge- stiftet von der Jobfactory – ging an das Projekt «Radschaft». «Project Yahyah», das Siegerprojekt, steht für Produktdesign mit sozialem Auftrag. Hinter der Idee stehen die beiden Jungd esigner Manuel Bachmann und Carolien Janssens, die Stühle und Tische im Luxussegment in der Region Basel herstellen lassen. Gefertigt werden sollen die Möbel von regionalen Handwerksbetrieben, die einen sozialen Auftrag wahrnehmen. Die mit der seriellen Produktion verbundenen Arbeitsschritte ermöglichen den Betrieben das Einstellen von Geflüchteten und unterstützen dadurch langfrisitig wirksam deren Integration in den Schweizer Arbeitsmarkt. Der Clou an der Geschichte ist: Die Designprodukte für ein anspruchsvolles Kundensegment werden von Leuten hergestellt, die am Rande unserer Gesellschaft leben müssen.

    (Bild: PEXELS) Startup-Gründungen in der Garage à la Steve Jobs war einmal – heute wird überall gearbeitet und intensives Networking betrieben.

    Auch wenn nach wie vor Lausanne und Zürich die Hochburgen der Schweizer Startup Szene bleiben, so holt Basel besonders im Bereich Innovation kräftig auf. Die Region ist traditionell stark in den Bereichen Biotech, Medtech und Cleantech sowie in Mikro-/Nanotechnologie. Und wie steht es mit der Innovationskraft der Start-Ups und anderen Unternehmen der Region im Jahre 2019? Markus Fischer, CEO der StartUp Academy, und Björn Thoma, Projektleiter bei Innovation Basel steckten für uns schon mal die Fühler aus.

    Was erwarten Sie von der Start-Up Basel Szene 2019?
    Markus Fischer: Wir erwarten eine weitere starke Zunahme von Unternehmensgründungen in allen Branchen. Neue Geschäftsmodelle und technologische Innovation treiben diese Entwicklung weiter an.
    Björn Thoma: Wie jedes Jahr, werden erneut viele innovative Projekte bei uns eintreffen. Wir dürfen sehr gespannt sein.

    Aus welchen Branchen in Basel kann man 2019 besonders viel Innovatives erwarten?
    Markus Fischer: Ich denke, dass die Bereiche MedTech, BioTech, Seniorenbetreuung, Organisationsentwicklung und digitales Marketing uns viele spannende Projekte bescheren werden.
    Björn Thoma: Basel beheimatet viele Life Science Start ups. Bei unserem Wettbewerb haben wir jedoch vermehrt festgestellt, dass viele «Soziale Innovationen» stark im Trend sind.

    Gibt es schon Kandidaten aus Basel die Sie für ein besonders innovatives Projekt im Blickfeld haben?
    Markus Fischer: Ja, durchaus. Zum Beispiel Golex AG, xamplo GmbH, IMMOMI AG, Sunbow AG, Working Bicycle, Vanillaplan, seniors@work, Tandemworks GmbH, popupflat GmbH, myCamper …
    Björn Thoma: Betreffend des Innovationspreises lässt sich hier anmerken: Die Kandidaten schreiben uns an, deswegen sehen wir das tatsächliche Potenzial einer innovativen Idee erst beim Eintreffen des Projektes.

    Wo geht der Trend der Start-Up Unternehmen 2019 in Basel hin?
    Markus Fischer: Meiner Ansicht nach geht der Trend zu «zielgruppengerechtem Marketing», zu effektiven Sharing-Plattformen und natürlich einer gezielten Zusammenarbeit unter Startups.
    Björn Thoma: Wir glauben, dass es sicher nicht weniger Leute geben wird, welche den Status Quo ion allen Teilbereichen des Lebens hinterfragen. Deswegen freuen wir uns auch in diesem Jahr ab Juni auf spannende Projekteingaben.

    Vor welchen Herausforderung stehen Sie gegenüber der Start-Up Szene Basel?
    Markus Fischer: Bei uns geht es vor allen Dingen um die Zurverfügungstellung von Expertisen in hochspezialisierten Fachgebieten, massgeschneiderte Finanzierungslösungen, um effektiven Aufbau von Netzwerken mit geringem Streuverlust.
    Björn Thoma: Unser Fokus ist in jedem Jahr sehr breit. Letztes Jahr hat mit dem Projekt Yah-Yah eine Idee gewonnen, welche sowohl als auch sozialer, wirtschaftlicher und künstlerischer Natur war. Wir wollen die Innovatoren nicht einschränken, da sonst eine kreative Lösungsfindung schwierig wird. Sich wirtschaftlich durchzusetzen wir für viele StartUps die grösste Herausforderung sein. Es wird nicht weniger Konkurrenz geben in allen Märkten. Auch im sozialen Bereich nicht.

    JoW,
    Mitarbeit: Daniele Ciociola

    Vorheriger ArtikelPikanter Vergleich: Baselbieter Maturanden top, 22 Prozent der Basler/innen floppen an der Uni
    Nächster ArtikelDas grosse Industrie-Comeback im Laufental