Vor zehn Tagen hat die Erstliga-Meisterschaft mit den Basler Fussballvereinen FC Black Stars und BSC Old Boys begonnen
Wer in der Regio Basilisiensis über Fussball spricht, denkt sofort an den FC Basel. Der FCB war, gerade in den letzten Wochen, in aller Munde. Man tut aber vielen anderen Fussballklubs, welche hervorragende Basisarbeit leisten, Unrecht, denn diese bieten – im grossen Schatten von Rot-Blau – auch beste Fussball-Kost.
Es gab eine Zeit, als die Spielklassen noch einfach(er) strukturiert waren. Da gab es die Nationalliga A mit den Landesgrössen (FCB, FCZ, GC, Lausanne, Lugano, Servette, Sion, YB), wobei Traditionsvereine wie der FC Biel, FC La Chaux-de-Fonds, FC Fribourg oder FC Grenchen – und aus lokaler Zeit auch der FC Nordstern Ende der 70er- und zu Beginn der 80er-Jahre – diese auch mitprägten. Tempi passati. Dann folgte die Nationalliga B, welche aus Klubs wie Aarau, Bellinzona, Chiasso, Etoile Carouge, Wettingen, Winterthur und obgenannten Traditionsklubs bestand. Die dritthöchste Spielklasse hiess schlicht 1. Liga und war lange Zeit in eine West-, Zentral- und Ostgruppe eingeteilt. Es war eine Amateurliga, in der es auch zu vielen Derbies kam, was zu Zuschauerzahlen von 500 und mehr führte. Aus Basler Sicht war einst auch der SC Kleinhüningen in dieser Liga vertreten. Die Matches auf der legendären Schorenmatte waren einzigartig. Heute gibt es den SC Kleinhüningen als selbständigen Verein nicht mehr…
Heute heissen die Spieklassen neu Raiffeisen Super League und Brack-Challenge-League. Dafür wurden zur Jahrtausendwende neue Spielklassen eingeführt. Die 1. Liga wurde «gesplittet» und die neugeschaffene Promotion League sollte den Sprung vom Amateur- in den Profifussball erleichtern. Korrekt und dem Sponsor Rechnung tragend heisst die dritthöchste Liga übrigens Cerutti Il Caffè Promotion League. Merke: Ohne Kommerz geht im Fussball (fast) nichts mehr…
Und zwischen der «normalen» 1. Liga und der regionalen 2. Liga gibt es seit 18 Jahren die 2. Liga interregional. Ob diese Zwischenklassen wirklich das Niveau angehoben haben, ist Ansichtssache. Kritiker sprechen eher von einer Verwässerung.
Der freiwillige Abstieg
Der BSC Old Boys Basel, im Volksmund als OB bekannt, wurde 1894 gegründet und zählt aktuell 31 Teams. Damit sind die Gelb-Schwarzen vom Stadion Schützenmatte eine der grössten und mitgliederstärksten Klubs der Nordwestschweiz. Seit dem «Verschwinden» des FC Concordia aus der Challenge League waren die Old Boys sportlich die Nummer 2 in Basel. Sie spielten in der Promotion League und aus jüngster Vergangenheit sind Grössen wie Eren Derdiyok (heute bei Galatasaray Istanbul), Breel Embolo (Schalke 04) oder Timm Klose (FC Norwich; 2. englische Division) der Nachwuchs-Abteilung entsprungen.
Dass es in den letzten Jahren immer schwieriger wurde, den Klassenerhalt in einer Liga zu schaffen, in der es Vereine gab, die bereits Millionen-Budgets stemmen, war Fussball-Kennern bekannt. Und dennoch überraschte die Mitteilung der OB-Vereinsleitung im Frühling 2018, als der freiwillige Abstieg – respektive die Rückkehr in die 1. Liga – bekannt gegeben wurde. Denn sportlich hätte die Mannschaft von Trainer Aziz Sayilir den Ligaerhalt, dank einer starken Rückrunde, in extremis geschafft.
Beim traditionellen Sommercup des FC Black Stars trafen wir einige OB-Exponenten an. Ehrenpräsident Balz Heusler (57), den man guten Gewissens als «Mister Old Boys» bezeichnen darf und für seinen Verein praktisch in allen Funktionen schon tätig gewesen ist, meinte: «Gegen einen sportlichen Abstieg hätte niemand etwas gesagt. Aber eine freiwillige Relegation am grünen Tisch hat einen etwas bitteren Geschmack und hinterlässt Fragen», so Heusler. Auch Beat Krähenbühl, der frühere Vize-Präsident, meint: «Es hätte sicher elegantere Lösungen gegeben…». Beide wollen jedoch festgehalten haben, dass «wir in diesem Entscheidungsprozess nicht involviert waren».
Die richtige Liga
Seit 2014 ist Beat Flecklin (46) der engagierte, umsichtige Vereinspräsident. «Der Schritt zurück war unumgänglich, denn wir müssen auch ans Klubwohl denken. Die Old Boys bestehen aus 32 Teams und die vielen Kinder und Nachwuchsspieler sind unsere Basis. Und die ist gesund. Unser Saisonziel ist es, heuer einen gesicherten Mittelfeldplatz zu belegen und das Fanionteam, mit vielen jungen Akteuren, in der 1. Liga zu konsolidieren», so der Präsident. Diese vernünftige Philosophie wird von Rafet Oeztürk, dem Leiter Geschäftsstelle und Mitglied der sportlichen Leitung getragen respektive vorgegeben.
Beim Black-Sommercup zeigte der Basler Traditionsverein gute Ansätze. Die 1:8-Niederlage gegen den Meisterschaftsrivalen Bassecourt muss relativiert werden, denn da spielte OB mit der 2. Mannschaft, welche in der regionalen Zweitliga spielt. Und bei der 1:3-Niederlage im Derby gegen Black Stars gerieten die Gelb-Schwarzen schnell mit 0:3 in Rückstand, konnten aber in der 2. Halbzeit zulegen und waren der spielstarken «Blägg-Elf» ebenbürtig. Der Auftakt zuhause gegen den SC Buochs endete mit einer 0:2-Niederlage, wobei die Nidwaldner als einer der Gruppenfavoriten betrachtet werden. Nach dem Heimmatch gegen die SR Delémont (nach Redaktionsschluss) spielt OB an diesem Samstag erneut zuhause. Im dritten Wettkampfspiel gastiert der Aufsteiger SC Zofingen im Stadion Schützenmatte.
Ambitionierte «Schwarz-Sterne»
Es müsste schon einiges schief laufen, wenn der BC Black Stars heuer sportlich nicht die Nummer 2 im Basler Fussball würde. Der 1907 gegründete Quartierverein macht aus seinen sportlichen Ambitionen seit einigen Jahren keinen Hehl. Dahinter steht mit Peter Faé ein Mann, den man – im positiven Sinne – als «fussball-verrückt» bezeichnen muss. Sicher, der Immobilien-Fachmann polarisiert und geht Polemiken nicht aus dem Weg – das wissen ehemalige Trainer und Spieler. Aber er bewegt und «ich habe noch nie halbe Sachen gemacht. Entweder man macht es richtig – oder man lässt es sein», so das Credo des Sportchefs der «Schwarz-Sterne». Und eines ist allen klar: Ohne Peter Faé wäre der FC Black Stars nicht in der 1. Liga!
In der letzten Spielzeit 2017/18 schaffte «Blägg» die Aufstiegsspiele und scheiterte knapp (man könnte auch unglücklich und unverdient sagen/schreiben) an der AC Bellinzona. Das Kader wurde erweitert, der interne Konkurrenzkampf verstärkt – und es ist nie ausge-schlossen, dass noch spektakuläre Zuzüge vom «Buschwilerhof» vermeldet werden. Die «Basler Woche» ist überzeugt, dass Cheftrainer Samir Tabakovic (einst Profispieler beim FC Basel) es gelingen wird, die Mannschaft nochmals ein Stück weiter zu entwickeln, so dass die Basler – zusammen mit dem ambitionierten Aufsteiger FC Biel, dem massiv verstärkten SC Buochs und dem letztjährigen Gruppensieger FC Solothurn – um die Spitze kämpfen werden.
Mehr als «nur» Fussball
Man wird dem FC Black Stars aber nicht gerecht, wenn man diesen typischen Quartierverein (an der Grenze zu Allschwil) nur mit dem Fanionteam assoziiert. Nicht nur bei Insidern wird die «Blägg-Matte» als Ort der Begegnungen geschätzt. Die Klubbeiz ist ein öffentliches Restaurant – und wer dort einmal von der Familie Petrovic (das sind Papa Lubo, Mama Gorica und Tochter Danijela) verwöhnt wurde, wird immer wieder zurückkehren. Black Stars ist noch einer der wenigen Stadtbasler Klubs, die Anlässe durchführen – nebst dem Sommercup auch in der Winterpause diverse Hallenturniere. Und am vorletzten Wochende fand das legendäre Somernachtsfest statt. Drei Tage lang, von Freitag bis Sonntag, war Party-Stimmung auf dem Sportplatz Buschweilerhof. Namentlich die Dief-Flieger, die Basler Kultband schlechthin (welche heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiern), sorgte am Freitagabend für Hochstimmung und Höhenflüge auf dem Buschweilerhof.
Und sollte der erhoffte Aufstieg gelingen, dann wir Peter Fae garantiert eine Aufstiegsfeier organisieren, welche in die Geschichtsbücher der «Schwarz-Sterne» eingehen wird!
Jordi Küng
1. Liga. Gruppe 2
BSC Old Boys Basel (Absteiger)
FC Bassebourt
FC Biel (Aufsteiger)
FC Black Stars Basel
FC Langenthal
FC Luzern U21
FC Schötz
FC Solothurn
Grasshoppers Club Zürich U21
SC Buochs
SC Goldau (Aufsteiger)
SC Zofingen (Aufsteiger)
SR Delémont
Zug 94