Politisch korrekt – koste es, was es wolle


    KOLUMNE                      Bärentatze


    (Bild: zVg)

    In einem Berner Schulhaus zeigt ein Wandalphabet Bilder, die heute offenbar von gewissen links-alternativen Kreisen als rassistisch geprägte Stereotypen wahrgenommen werden. Grund genug für die Stadt Bern dazu einen Wettbewerb durchzuführen, um die Arbeit kritisch und zeitgemäss einzuordnen. Die Fachjury hat nun entschieden, dass das Projekt mit dem tendenziösen Titel «Das Wandbild muss weg!» weiterverfolgt werden soll. Demnach soll das Wandbild aus der Schule entfernt und in ein Museum verlegt werden. Im Rahmen einer weiteren Aktionswoche gegen Rassismus werden die Resultate des Wettbewerbs öffentlich präsentiert.

    Eine Wandmalerei im Berner Schulhaus Wylergut von 1949 zeigt ein Alphabet, welches die Buchstabenfolge mit Gegenständen, Tier- und Pflanzenarten illustriert, aber auch mit drei stereotypen Darstellungen je eines chinesischen, eines afrikanischen und eines amerikanisch-indigenen Menschen. So zeigt das Bild dann ein B wie Blume, C wie Chinese, F wie Fisch, I wie Indianer und eben N wie «Neger». Das Werk der Künstler und überzeugten Sozis Eugen Jordi (1894 – 1983) und Emil Zbinden (1908 – 1991) ist ein Ausdruck der damaligen Kultur, die Menschen nach Hautfarben einteilte.

    (Bild: zVg)

    Um dieses historische Wandbild kritisch neu zu verorten, hat eine Fachjury im Auftrag der Stadt Bern 2020 in einem Wettbewerbsverfahren fünf Projektvorschläge erarbeiten lassen. Auf die einstimmige Empfehlung der Jury hin hat sich die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum nun für das Projekt «Das Wandbild muss weg!» von Ashkira Darman (Gymnasiallehrerin Geschichte), Fatima Moumouni (Spoken Word Poetin), Vera Ryser (Kuratorin), Bernhard Schär (Historiker) und Angela Wittwer (Künstlerin) entschieden.

    Das Projektteam hält fest, dass eine Primarschule kein geeigneter Ort für das Wandbild sei; hier entziehe es sich der dringenden, gesamtgesellschaftlich zu führenden Debatte über den Umgang mit dem kolonialen Erbe. Daher soll das Wandbild von der aktuellen Stelle entfernt und an ein Museum übergeben werden. Rasch kommen einem auch die mühseligen Diskussionen in den Sinn, ob man noch Mohrenköpfe oder Zigeunerschnitzel essen darf oder nicht.

    Das Wandbild wurde unterdessen von Unbekannten, die ins Schulhaus eindrangen, teilweise zerstört und schwarz übermalen. Wie wäre es mit einem Wettbewerb zur Ermittlung der Täterschaft?

    Verlegung begleitet von Workshops
    Mit der Schenkung an ein Museum soll eine Praxis der kritischen Aufarbeitung der Ber-ner Kolonialgeschichte initiiert werden, zum Beispiel in Form einer Ausstellung. Das Projektteam plant zudem Workshops für Lehrkräfte und öffentliche Veranstaltungen. Der Wettbewerbsbeitrag umfasst eine gesellschaftliche und schulinterne Auseinander-setzung, die der Entfernung vorangehen müssten, die restauratorische Projektierung der Entfernung des Wandbildes und deren Dokumentation. Auf einer Website entsteht ein «Archiv mit Materialien zur Entstehung, Entfernung und Rekontextualisierung des Wandbildes für verschiedene Altersstufen». Nach Entfernung des Wandbildes wird im Schulhaus eine temporäre künstlerische Installation auf die Webdokumentation verweisen und so den Erinnerungs- und Verlernensprozess im Schulhaus begleiten. Sie wird im Dialog mit Rassismus betroffenen Menschen, dem begleitenden Kommissionsmitglied, der Eigentümervertretung, der Schulleitung und den Erben der Künstler entwickelt. Interessant dabei, dass eine der Erbinnen von Emil Zbinden vor einigen Jahren massiv gegen die SVP interveniert hatte, weil diese eine Zeichnung von Zbinden des Bauernhauses Bienzgut für ihre Einladung zum Burezmorge verwendet hatte.

    Historisches Museum zeigt Interesse
    In ersten Gesprächen zeigte das Bernische Historische Museum Interesse an einer Aufnahme des Werks in die Sammlung und an einer Vermittlung des mit dem Wandbild verbundenen Themenfächers. Im Rahmen einer Masterarbeit vom Fachbereich Kon-servierung und Restaurierung der Berner Fachhochschule wird die Malerei untersucht und die technischen Möglichkeiten einer Dislozierung erarbeitet. Man darf gespannt sein, wie lange es geht, bis die Jungsozialisten (JUSO) und ihre Partner von der Antifa und der Berner Reitschule gegen diese Aufnahme ins Museum lauthals protestieren.

    Thomas Fuchs


    ZUR PERSON

    Thomas Fuchs ist Stadtrat, ehemaliger Nationalrat und Grossrat, Präsident der SVP Stadt Bern und Präsident der Berner Samariter, Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler und im Militär Oberst. Er ist in Bern geboren und aufgewachsen und Herausgeber der Zeitungen DIE IDEE und Bern-Aktuell.

    Mehr erfahren Sie unter: www.fuchs.tv

    Vorheriger ArtikelFleischeslust
    Nächster ArtikelUber kooperiert mit Basel