Eine Frau, die für ihr Projekt «brennt»

    Auch in Pandemiezeiten: Unaufgeregt aber effizient leistet Michal Lewkowicz› einen Beitrag zur Völkerverständigung

    Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle schon darüber berichtet, wie Michal Lewkowicz, die Gründerin und künstlerische Leiterin des in Basel etablierten und beliebten Mizmorim Festivals, kulturelle Brücken baut. 2021 war die Herausforderung gross, alles mittels Live-Streaming machen zu müssen. Fazit: es hat sich gelohnt.

    (Bilder: zVg / Mizmorim) Michal Lewkowicz hat sich einen ambitionierten Traum erfüllt.

    Man kann auf viele verschiedene Arten Brücken bauen und Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen bringen, sensibilisieren oder auch aufklären. Wichtig ist, dass das Netzwerk mitmacht. Eine der Top-Netzwerkerinnen im Bereich der Basler Festivalwelt ist Michal Lewkowicz. Sie ist die Gründerin des Mizmorim Festivals. Ihr Traum, ja ihre Mission, geht weit über eine Etablierung eines Festivals mit klassischer, jüdischer Musik hinaus.

    Michal Lewkowicz ist die Künstlerische Leiterin des mittlerweile schon in Basel etablierten Mizmorim Festivals, welches Ende Januar 2021 zum siebten mal erfolgreich durchgeführt wurde. Das Mizmorim Festival ist ein jährliches Festival zur Feier der jüdischen klassischen Musik und Kultur. Das Besondere an Michal Lewkowicz und am Festival beschränkt sich nicht nur auf den künstlerischen Aspekt. Es geht um Tiefgründigeres, um das Bauen von Brücken zwischen Kulturen: «Natürlich hatte ich als Musikerin und Künstlerische Leiterin den grossen Traum, in meiner Wahlheimat Basel mit seiner wichtigen historischen Position in der jüdischen Welt ein Musik- und Kulturfestival zu etablieren und einem Bedürfnis eines Teils des Zielpublikums zu entsprechen. Aber es ging mir immer um mehr: Mein Ziel ist es, durch die Musik und die breiten kulturellen Aspekte eine Verbindung aufzubauen. Ich wähle jedes Jahr ein anderes Thema für das Festival, lade die besten MusikerInnen und KünstlerInnen ein und erstelle dadurch ein Programm, der sich an alle Kultur- und Musikfans zugänglich ist. Ich wollte immer zeigen, dass die Kulturen und deren Kunst und Musik sehr breit sind und alle ansprechen können. In unserer globalisierten Welt haben wir so viele Möglichkeiten, das ganze Spektrum aller Kulturen kennen zu lernen. Und so freue ich mich natürlich ungemein, wenn wir mit dem Festival jedes Jahr etwas dazu beitragen können, dass man sich interessieren und öffnen kann für eine Kultur. Basel mit seinem Flair für Kultur und Weltoffenheit ist ein sehr guter Ort für solche Projekte.»

    Ein Treffen Gleichgesinnter aus Musik und Kultur mit unaufgeregter aber klarer Intention: Musik verbindet und öffnet die Herzen.

    Musik geniessen und die Geschichten dahinter erzählen…
    Michal Lewkowicz stammt aus Israel und betont, dass sie keinerlei politische oder gesellschaftskritische Botschaften zulässt, wenn es um das Festival geht: «Das hat bei uns keinen Platz. Durch die Musik und die Kultur versuchen wir, Menschen und verschiedene Kulturen einander näher zu bringen. Daran halten sich alle im Team der Festivaldirektion (Guy Rueff, Dr. Philippe Nordmann, Laura Karney Chen Halevi und Heidy Zimmermann). Michal Lewkowicz setzt auch stark auf das Erzählen von Geschichten – in Neudeutsch auf Storytelling. Diesmal mussten – coronabedingt – die Geschichten via Streaming erzählt werden. Das Schöne daran ist der Mehrwert, dass alle Konzerte auch jetzt noch gesehen und gehört werden können. Michal Lewkowicz: «Es war mir sehr wichtig, dass wir in dieser Krise doch etwas Kultur und damit Mut vermitteln konnten. Das Festival abzusagen war keine Option.»

    Im diesjährigen Motto «Bohemian Rhapsody» wurde hierbei der Blick auf eine europäische Region gelenkt, in der ethnische Gegensätze aufeinandertreffen und die von tschechischen, deutschen und jüdischen Einflüssen geprägt ist. So entstand eine attraktive Programmmischung zwischen klassisch orientierter Konzertmusik, jazzverbundener Improvisation und den ursprünglich auch vorgesehenen Kinderkonzerten und einer Podiumsdiskussion. «Die angefragten Musiker freuen sich, wenn sie nicht nur engagiert werden, sondern sich auch mit eigenen Ideen einbringen können. Der Live-Stream war für die Musikerinnen und Musiker nicht einfach, aber alle waren zufrieden. Und es hat sich gelohnt mit über 1200 im Live Stream und 4000 Views», beschreibt Lewkowicz ihren Kommunikationsfokus. Bislang waren alle Konzerte immer ausverkauft. Und die Fangemeinde blieb auch online treu. Mission erfüllt, sozusagen.

    Das Mizmorim-Festival verdankt übrigens seinen Namen biblischen Gesängen und Psalmen, den Mizmorim, welche die musikalische Form des Gebets und des gedanklichen Austausches im jüdischen Glauben darstellen.

    «Um kreativ zu sein, muss ich kreieren»
    Die Klarinettistin Michal Lewkowicz hat sich also einen Traum erfüllt und bilanziert: «Da ich die Erfüllung dieses lang gehegten Traums erlebe, blicke ich geehrt auf das Erreichte. Ich hatte den Drang, etwas Eigenes zu schaffen und zu etablieren. Ich wollte mehr über jüdische klassische Musik und ihre Tradition entdecken und forschen. Es ist ein vernachlässigtes Feld, das einen gebührenden Platz im Kanon der westlichen Musik erhalten sollte.» Michal Lewkowicz zeigt sich überwältigt von den wunderbaren Rückmeldungen der vergangenen Jahre möchte die grossartige Unterstützung der Stiftungen, Kooperationspartner, Veranstaltungsorte, Vereine und Sponsoren betonen und verfolgt das Ziel, jedes Jahr die auf ihrem Gebiet besten nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstler einzuladen, um ausgewählte Musik auf höchstem Niveau zu präsentieren. «Es liegt mir sehr am Herzen, das Festival auch weiterhin in Basel zu verankern, da diese Kulturstadt eine enge Beziehung zum Judentum und zu Israel hat. Ich habe immer nach dem Motto gelebt: ‹Um kreativ zu sein, muss ich kreieren.›»

    JoW


    Einzigartig in Europa

    Das Mizmorim Festival ist ein jährlich stattfindendes Festival zur Feier der jüdischen klassischen Musik. Es erfüllt die jüdische Musiktradition mit Leben und stellt die klassische jüdische Musik in den Mittelpunkt. Das Festival verdankt seinen Namen biblischen Gesängen und Psalmen, den MIZMORIM, welche die musikalische Form des Gebetes und des gedanklichen Austausches im jüdischen Glauben darstellen. Mizmorim sind Bestandteil verschiedener Kulturen und spiritueller Praktiken. Durch sie wird Dank ausgedrückt, der Glaube formuliert und bestärkt, Segen gesprochen und die Verbindung zwischen Glauben und Kunst zum Ausdruck gebracht.

    Das Mizmorim Festival ist in der Schweiz und in Europa einzigartig – es gibt keine anderen jüdischen Musikfestivals. Unterstützt wird es nicht nur durch Stiftungen (Swissloto Fonds BS, Sulger Stiftung, Emilie Freyfus Stiftung, I. Dreyfus-Bernheim Stiftung und andere), sondern auch von Sponsoren und Kooperationspartnern, die sich besonders stark für die (interreligiöse und kulturelle) Völkerverständigung einsetzen wie beispielsweise die Gesellschaft Schweiz-Israel (www.schweiz-israel.ch), die Liberale jüd. Gemeinde Migwan (www.migwan.ch) oder auch die Christlich-Jüdischen Projekte Basel (www.cjp.ch) um nur einige Wenige zu nennen.

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