Alles auf eine Karte gesetzt

    Ute Budliger kündete einen Top-Job bei Syngenta für die Umsetzung ihrer Herzblut-Idee

    Ute Budliger (43) aus Basel möchte Menschen mit und ohne körperlichen oder geistigen Einschränkungen mehr Freude an der Natur ermöglichen. Diese Idee sorgt in der Region und darüber hinaus für hohe Resonanz. Die Geschäftsidee wurde bereits mehrfach bei Innovationswettbewerben nominiert. Wie jetzt auch beim Swiss Innovation Challenge und beim Start Up Challenge 2018.

    (Bild: zVg) Ute Budliger in ihrem Element: Ihre Begeisterung Gartentherapie war der Schlüssel zu einem interessanten Geschäftsmodell

    Ute Budliger, aufgewachsen in Köln und nun wohnhaft in Basel hat eine gut dotierte Stelle bei der Syngenta als Wissenschaftlerin und Projektleiterin Pflanzenschutz Afrika und Mittlerer Osten aufgegeben, um eine Herzblut-Idee zu verwirklichen: Menschen mit und ohne körperlichen oder geistigen Einschränkungen sollen mehr Freude und Kraft durch Tätigkeiten in der Natur schöpfen. Ein interessanter therapeutischer Ansatz und voll im Zeitgeist.

    Die Grundlagen zur Realisierung dieser Geschäftsidee erarbeitete sich Ute Budliger zunächst bei einer Ausbildung als Gärtnerin und einem Studium als Gartenbauingenieurin und Pflanzenbiotechnologin. Sie hat in Pflanzengenetik am Max-Planck-Insitut in Köln promoviert. Nach einigen Jahren Arbeit als Wissenschaftlerin in den USA und Deutschland heuerte sie bei Syngenta an und arbeitete sechs Jahre in verschiedenen internationalen Rollen. «2017 habe ich Syngenta verlassen und das Institut für Gartentherapie gegründet. Aus diesem Grund habe ich noch eine CAS im Bereich Gartentherapie absolviert und nebenbei schliesse ich einen MBA ab.»
    Seit Anfang 2019 ist Ute Budliger nun auch die Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Gartentherapie und Gartenagogik (sggta). «Ich setze mich sehr stark für die weitere Professionalisierung der Gartentherapie in der Schweiz ein», sagt die begeisterte Golfspielerin. Die Idee für das Unternehmen Dr. Budliger Gartentherapie kam, als sie ihr erstes Produkt, das Mobile Beet SANA, entwickelte und es so gut bei den Zielgruppen angekommen sei. Das Ziel der Firma sei ganz einfach zu umschreiben. Ute Budliger: «Ich will Menschen die Freude an der Natur ermöglichen und damit Wohlbefinden und Lebensqualität verbessern. Ob dies Betagte, Menschen mit Burn-out oder einfach nur nette Nachbarn sind, ist hierbei unerheblich. Der Kontakt zur Natur ist ein Grundbedürfnis des Menschen und wird derzeit in unserer digitalen Gesellschaft vernachlässigt. Aus diesem Grund werden viele Menschen krank und haben psychische Probleme. Dies muss sich ändern, und ich möchte und kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.»

    Das Unternehmen hat zwar keine direkten Angestellten, aber arbeitet mit vielen Fachleuten projektbezogen. Zum Beispiel mit Landschaftsarchitekten, Webdesignern, Gartentherapeuten, Ergotherapeuten und so weiter. «Mir ist Expertise in meinem Unternehmen wichtig. Derzeit führe ich auch Gespräche mit einer Mitarbeiterin aus dem Goetheanum – auch anthroposophische Ansätze möchte ich, je nach Bedarf und Interesse, in meiner Arbeit berücksichtigen», sagt die innovative Unternehmerin, die noch in einem 40 Prozent-Pensum an der ETH in Zürich arbeitet und dort ausgewählte Doktorandinnen und Postdoktorandinnen aus den Naturwissenschaften bei ihren Innovationsprojekten begleitet.

    Aktuell bietet Ute Budliger beispielsweise Therapiebeete an für Menschen mit Einschränkungen, welche sich dadurch auszeichnen, dass sie rollstuhlunterfahrbar sind und auch in Innenräumen genutzt werden können. «Ferner leite ich Schulungen für MitarbeiterInnen aus dem Gesundheitswesen, hauptsächlich in Therapie, Pflege und Aktivierung. Als letzte «Säule» gestalte ich Therapie- und Demenzgärten. Geschäftsleitungen von Einrichtungen (insbesondere Pflegeheimen) und Ergotherapeuten, Ärzten im Klinikbereich (Schmerzklinik, Psychiatrie) – das ist ihr Netzwerk. «Ich will in einigen Jahren als Kompetenzzentrum für Gartentherapie in der Schweiz bekannt sein und meine Tätigkeiten auch in Deutschland weiter intensivieren. Mein Ziel ist es mit meinem neuen Produkt, Solace, welches eine Art Pflanzenarrangement ist, auch in den Krankenhäusern, die Natur in die Innenbereiche bringen, um die Genesung und den Aufenthalt der Patienten zu erleichtern.» In der Region Basel ist Ute Budliger mit ihrem Konzept eine Vorreiterin. Die Teilnahme an den Innovationswettbewerben habe ihr viel gebracht, besonders im Bereich Networking: «Mein Ziel war es, im Rahmen des Wettbewerbes Kontakt zur Gartnere Zunft zu erhalten. Dies ist mir gelungen. In der derzeitigen Ausgabe (Nr.62) der Gartnere- Gable ist ein Interview mit mir erschienen. Darüber freue ich mich sehr und hoffe, hier Interesse für die Gartentherapie zu generieren.» Und welche neuen Ideen brütet Ute Budliger sonst noch aus? «Ich möchte auch Firmen für meine Produkte begeistern. Viele Arbeitnehmer sitzen den ganzen Tag vor dem Bildschirm und sind abends müde und haben familiäre Verpflichtungen. Der Kontakt zur Natur ist aber wichtig, damit wir mental gesund bleiben. Aus diesem Grund wäre es gut auch präventiv in den Firmen innovative Ideen zu fördern. Ich bin hier auch schon mit einigen Firmen im Gespräch.»

    Daniele Ciociola

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