2022 im Zeichen des Dialogs

    Das Kunstmuseum Basel freut sich, für 2022 drei einzigartige Sonderausstellungen ankündigen zu können. Zum Auftakt treffen im Frühling zwei bedeutende zeitgenössische Künstlerinnen aufeinander: Die US-amerikanische Konzeptkünstlerin Jenny Holzer befragt in einer häuserübergreifenden Ausstellung Werke von Louise Bourgeois. Darauf folgt mit Picasso – El Greco die beeindruckende Auseinandersetzung Pablo Picassos mit dem bedeutenden spanischen Altmeister griechischer Herkunft. Im Herbst schliesslich beschäftigt sich das Kunstmuseum Basel mit einem Kapitel der eigenen Geschichte: Die Zerrissene Moderne versammelt Werke «entarteter Kunst» aus der Sammlung des Hauses mit bedeutenden und selten gezeigten internationalen Leihgaben.

    (Bild: Fondation Oskar Kadoska) Die Windsbraut von Oskar Kokoschka 1913, Öl auf Leinwand.

    Mit Louise Bourgeois X Jenny Holzer zeigt das Kunstmuseum Basel die beispiellose Begegnung zweier aussergewöhnlicher Persönlichkeiten der amerikanischen Kunst. Jenny Holzer (*1950), eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler ihrer Generation, hat sich der Kunst von Louise Bourgeois (1911–2010) über deren umfangreiche Schreibtätigkeit angenähert: Bourgeois‘ gewaltiges Archiv reicht von Tagebüchern und Briefwechseln bis hin zu psychoanalytischen Texten. Darüber hinaus verwendete sie das geschriebene Wort auch häufig in ihrer Kunst. Für die über 200 Werke umfassende Ausstellung hat Holzer Werke aus sämtlichen Schaffensphasen von Bourgeois ausgewählt – Skulpturen, Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und Texte. Picasso – El Greco widmet sich im Sommer einer weiteren künstlerischen Auseinandersetzung: Rund 40 Gegenüberstellungen von Meisterwerken beider Künstler zeichnen einen Dialog nach, der zu den faszinierendsten der Kunstgeschichte zählt. Schon früh liess sich Pablo Picasso (1881–1973) vom Werk des auf Kreta geborenen Altmeisters Doménikos Theotokópoulos, besser bekannt als El Greco (1541–1614), inspirieren. Die Ausstellung zeigt, dass dieses Interesse sich durch Picassos gesamtes Schaffen zieht, von den kubistischen Gemälden bis hinein ins Spätwerk.

    Mit der Ausstellung Zerrissene Moderne befragt das Kunstmuseum Basel im Herbst seine eigene Geschichte. 1939 erwarb das Museum 21 Meisterwerke der klassischen Moderne, darunter Franz Marcs Tierschicksale, Paula Modersohn-Beckers Selbstbildnis, Marc Chagalls Die Prise (Rabbiner) und Oskar Kokoschkas Windsbraut. Sie bilden das Fundament der heute weltberühmten modernen Sammlung. Die Gelegenheit zu diesen zukunftsweisenden Ankäufen ergab sich jedoch infolge der menschen- und kunstverachtenden Politik der Nationalsozialisten und inmitten grösster politischer Spannungen. Die Gemälde und Plastiken waren mit tausenden anderen Werken aus deutschen Museen entfernt und vom NS-Regime für den Verkauf ins Ausland bestimmt worden. Sie galten den Nationalsozialisten als «entartet», aber auch als «international verwertbar». Die Ausstellung beleuchtet diesen wichtigen und komplexen Moment der Basler Sammlungsgeschichte in allen Facetten. Neben diesen grossen Sonderschauen gibt es 2022 noch zahlreiche weitere Präsentationen zu sehen. So setzt sich beispielsweise die aus Aotearoa (Neuseeland) stammende Künstlerin Ruth Buchanan für die Ausstellung «Heute Nacht geträumt» intensiv mit dem in den 1970er-Jahren entworfenen Kunstmuseum Basel | Gegenwart auseinander und denkt die Regeln neu, nach denen ein Museum funktioniert. «Inner Space» zeigt mit rund 90 Werken zwischen 1972 und 2019 unter anderem wichtige Zeichnungsserien und Gemälde aus der Sammlung des US-amerikanischen Künstlers Brice Marden – einige sind zum ersten Mal überhaupt zu sehen.

    pd

    Vorheriger ArtikelBasler Festival mit «Tiefgang»
    Nächster ArtikelJa zur Abschaffung der KMU-Steuer und Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schweiz